„Erfolg ist Teamarbeit“
Uli Hiemer, Eishockeylegende und Gründungsmitglied des EV Füssen
Uli Hiemer und Mathias Bihler kennen sich schon seit ihrer gemeinsamen Ausbildungszeit bei der Otto Bihler Maschinenfabrik. Auch wenn der gelernte Maschinenschlosser diesen Beruf nie ausübte, sondern eine international erfolgreiche Karriere als Profi-Eishockeyspieler hinlegte und heute als Franchisenehmer mehrere Schnellrestaurants betreibt, haben sich die beiden nie aus den Augen verloren. Mathias Bihler traf das Gründungsmitglied des Eissportvereins Füssen (EVF) im Stadion und sprach mit ihm über dessen Spielerlaufbahn, den Stellenwert des Sports und das Vereinssponsoring durch die Otto Bihler Maschinenfabrik.
b on top: Sie sind ja beide im Allgäu geboren und aufgewachsen. Wo und wann haben Sie sich kennengelernt?
Uli Hiemer: Wir haben uns 1976 kennengelernt, und zwar während unserer Ausbildung bei der Otto Bihler Maschinenfabrik, die wir beide am gleichen Tag begannen. Mathias Bihler lernte Werkzeugmacher, ich Maschinenschlosser. Mir war allerdings schon recht bald klar, dass ich dafür eigentlich kein Talent hatte (lacht). Mein Herz schlug schon damals viel mehr fürs Eishockey. Dennoch zog ich die Lehre durch, um etwas Konkretes, Handwerkliches zu lernen und mir eine berufliche Perspektive aufzubauen. Ich ging dafür zu Bihler, weil das Unternehmen schon damals einen ausgezeichneten Ruf als Ausbilder und Arbeitgeber hatte. Und in der Tat habe ich dort neben dem Handwerk sehr viel gelernt, nämlich Disziplin, Teamgeist und den Willen, etwas im Leben zu erreichen und erfolgreich zu sein. Davon habe ich später immer wieder profitiert.
Mathias Bihler: Inwieweit jeder dann tatsächlich erfolgreich wird, hängt natürlich immer auch vom Einzelnen ab: Wie nutzt er das Erlernte und sein vorhandenes Talent, um sich beruflich oder als Profisportler weiterzuentwickeln? Dafür nimmt man in der Ausbildung, in der es ja auch um das bewusste Verfolgen eines Ziels geht, sehr viel an Werten und Einstellungen mit. Die begleiten einen das ganze Leben lang und sind elementar wichtig für den eigenen Erfolg. Die grundlegenden Prinzipien dafür werden auch heute noch in der Ausbildung bei Bihler vermittelt. Den Wert unserer Ausbildung sehen wir immer daran, dass unsere Absolventen stets sehr gerne von anderen Unternehmen oder auch Partnern eingestellt werden. Diesen Prozess begleiten wir aktiv und bringen die Absolventen ins Berufsleben.
b on top: Nach dieser prägenden Zeit der Ausbildung trennten sich ja allerdings erst mal Ihre Wege.
Uli Hiemer: Genau. Ich bekam das Angebot, nach Köln zu gehen und dort bei den Kölner Haien zu spielen, was ich natürlich nicht ausschlagen konnte. Dennoch habe ich in Köln auch noch das letzte Jahr meiner Ausbildung absolviert. Und die Leute dort waren überraschenderweise durchaus beeindruckt von meinen handwerklichen Fähigkeiten, die mir Bihler doch beigebracht hatte (Mathias Bihler lacht). Letztendlich ging es für mich aber immer stärker in Richtung Eishockey, zumal ich schon in Füssen meine ersten Spiele in der Nationalmannschaft absolviert hatte. In Köln stand dann endgültig fest, dass ich Profispieler werde. Im Anschluss spielte ich drei Jahre lang bei den New Jersey Devils, danach folgten neun Jahre bei der Düsseldorfer Eislaufgemeinschaft. Dort bin ich fünfmal Meister geworden. Zwischen 1992 und 1995 war ich Kapitän der deutschen Nationalmannschaft und habe an drei Olympiaden teilgenommen. 1996 beendete ich meine Karriere. Zu der Zeit stand ich schon in Kontakt mit einer bekannten Schnellimbisskette, für die ich heute als Franchisenehmer tätig bin. Auch wenn insofern jeder von uns beiden seinen Weg gemacht hat: Ich freue mich sehr, dass der Kontakt nie abgebrochen und auch heute noch intensiv ist.
Mathias Bihler: Zufälligerweise befand sich Uli Hiemers erste Filiale in Lüdenscheid, genau neben unserer damaligen Niederlassung. Immer wenn wir da unsere Hausmesse abgehalten haben, haben wir uns natürlich auch gesehen und ausgetauscht.
b on top: Inwieweit hat der Sport Sie als Menschen geprägt, Herr Hiemer?
Uli Hiemer: Der Spaß am Spiel steht am Anfang natürlich im Vordergrund. Faszinierend für mich speziell im Eishockey war und ist aber auch die besondere Dynamik dieses Sports, ebenso wie der Teamgeist unter den Spielern. Da geht es oft darum, sich unterzuordnen, aber auch sich durchzusetzen. Oder man muss mit einem neuen Teammitglied auskommen, das man gar nicht kennt. Wenn man Erfolg haben will, muss man diese Aufgaben meistern und als Mannschaft, als Einheit funktionieren. Ich habe auf jeden Fall immer wahnsinnig viel Spaß am Eishockey gehabt. Und wenn ich heute davon etwas zurückgeben kann, mache ich das natürlich gerne. Deswegen steht bei uns hier beim Eissportverein Füssen auch ganz klar die Ausbildung des Nachwuchses mit rund 200 Kindern im Vordergrund. Dafür engagiere ich mich seit drei Jahren als Mitglied des Wirtschaftsbeirats und Gründungsmitglied des Vereins.
b on top: Dabei kann der Verein ja auch seit drei Jahren auf tatkräftige Unterstützung in Form des Sponsorings durch die Otto Bihler Maschinenfabrik zählen. Wie kam es dazu?
Mathias Bihler: Mit der Insolvenz des Vereins vor drei Jahren standen faktisch auch die jungen Nachwuchsspieler vor dem Aus, und da waren wir natürlich bereit zu helfen – aus örtlicher Verpflichtung und Verantwortung heraus, aber vor allem eben der jungen Menschen wegen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass junge Leute, die sich in einem Verein sportlich engagiert und auch Wettkämpfe bestritten haben, ganz hervorragende Menschen sind. Sie wissen mit Niederlagen, die es im beruflichen Leben ja auch geben kann, umzugehen und können sich immer wieder neu motivieren. Sie verfügen über Ehrgeiz und Disziplin, die sie auch im Berufsleben weiterbringen. Daneben kennen sie aber auch den Teamgeist und das Mannschaftsdenken, das auch in der beruflichen Praxis erfolgsentscheidend ist.
Deshalb war es für uns klar, uns in diesem Bereich und speziell beim Füssener Eissportverein zu engagieren. Diese Förderung und auch andere Unterstützungen, die wir jungen Menschen bieten, sehen wir auch als unsere Aufgabe als Unternehmen an. So beschäftigen wir zum Beispiel etliche aktive Spieler des EV Füssen und ermöglichen ihnen die passende Kombination aus Berufstätigkeit und sportlichem Training. Daneben sind wir noch auf andere Weise mit dem EV Füssen verbunden, denn die Otto Bihler Maschinenfabrik hat auch eine eigene Eishockeymannschaft. Sie besteht aus rund 25 Mitarbeitern unterschiedlichster Abteilungen, die – unterstützt durch das Unternehmen – jede Woche zwei Stunden spielen können. Neben dem Sport selbst ist dies eine gute Gelegenheit, die Mitarbeiter untereinander noch mehr zusammenzubringen und den Zusammenhalt untereinander zu stärken.
b on top: Inwieweit bestehen Parallelen zwischen Sport, Wirtschaft und Industrie? Inwiefern kann man von sportlichen Erfahrungen profitieren?
Uli Hiemer: Ich leite mittlerweile sechs Restaurants und habe über 200 Mitarbeiter. Von denen interessiert mich jeder Einzelne, und da profitiere ich wieder vom Sich-einlassen-Können und Als-Team-Arbeiten, das ich vom Eishockey kenne. Und beim Zusammenhalten, Führen und Motivieren einer Mannschaft helfen mir auch meine Erfahrungen, die ich als Kapitän der Nationalmannschaft gemacht habe.
Mathias Bihler: Dabei geht es ja auch immer um die Balance zwischen Autorität und Nähe. Erstere ist nötig, um Ziele zu definieren und zu erreichen. Auf der anderen Seite braucht man die Nähe, um zu wissen, wie der eine oder andere des Teams denkt, um ihn etwa gezielt motivieren zu können oder auch um seine Ideen und Vorschläge als Grundlage für künftige Unternehmensinnovationen zu verstehen. Insofern ist jeder Mitarbeiter enorm wichtig für die Zukunft eines Unternehmens. Ich bin davon überzeugt, dass die größten Potenziale in den Menschen liegen, und es ist unsere Aufgabe, diese Potenziale zu stimulieren und zu erschließen. Das Sich-aufeinander-Einstellen und -Einlassen gilt dabei nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch gegenüber unseren Kunden. Das braucht Zeit, Geduld und Gefühl und kann wie im Sport nur in Teamarbeit geleistet werden. Und auch wenn dabei manchmal Kurskorrekturen und Anpassungen vorzunehmen sind, werden die ganz im sportlichen Sinne eben nicht persönlich, sondern als Anreiz für die Definition neuer Ziele und erfolgversprechender Strategien genommen. Damit hat man gute Chancen, die Aufgaben von heute und morgen in ihrer wachsenden Dynamik zu meistern.
Ulrich „Uli“ Hiemer, 1962 in Füssen geboren, spielte in seiner aktiven Eishockeyzeit (von 1979 bis 1996) als Verteidiger zunächst für den EV Füssen. 1981 wechselte er zum Kölner EC, bevor er 1984 als erster deutscher Spieler nach Nordamerika zu den New Jersey Devils ging. Zur Saison 1987/88 wechselte er zurück in die Bundesliga zur Düsseldorfer EG, wo er 1990 bis 1993 in Serie den Meistertitel holte. Mit der Nationalmannschaft nahm Uli Hiemer an neun Weltmeisterschaften sowie drei Winterolympiaden teil. Das Mitglied der Hockey Hall of Fame Deutschlands beendete seine Spielerkarriere im Sommer 1996 nach dem erneuten Erreichen der deutschen Meisterschaft mit der Düsseldorfer EG. Er ist Gründungsmitglied und Mitglied des Wirtschaftsbeirats des Eissportvereins Füssen (EVF). Ulrich Hiemer betreibt als Franchisenehmer mehrere Filialen einer Schnellimbisskette.