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„Wir brauchen Vorstellungskraft“

Weltcup-Skirennfahrer Bode Miller

Weltcup-Skirennfahrer Bode Miller weiß, wie man die Weltspitze erreicht und worauf es ankommt, um dort zu bleiben – und das weiß auch Mathias Bihler. Auch wenn Sport und Industrie scheinbar konträre Disziplinen sind, zeigen sie erstaunliche Parallelen mit ganz ähnlichen Herausforderungen. Mathias Bihler traf die Ski-Ikone in seinem Haus in Kalifornien und sprach mit ihm über ihre gemeinsame Leidenschaft fürs Skifahren, über Selbstdisziplin, ihr Bestreben, der Beste in ihren Feldern zu sein, und Millers neue Ski-Marke Bomber.

b on top: Herr Miller, neben Ihrer Begeisterung fürs Skifahren sind Sie ja ein Allround-Talent mit starker Selbstdisziplin und immer darauf bedacht, sich weiterzuentwickeln. Können Sie diese Eigenschaften auch in Ihren neuen Beruf als Unternehmer einbringen?

Bode Miller: Ja, man bringt sie in alles ein, was man tut – in seine Rolle als Vater, Ehemann, Athlet und Unternehmer. Man trifft Entscheidungen auf der Basis persönlicher Erfahrungen, und das macht alles so interessant. Ich habe immer versucht, die Dinge auf meine Art zu machen – so, wie es für mich am besten funktioniert, insbesondere bei meinen Trainingsmethoden und meinem Skistil. Das erfordert absolute Selbstdisziplin, Konzentration und Engagement. In den Medien wurde ich oft als „Besserwisser“ oder „cooler Junge“ porträtiert. Sie haben meinen Fokus und meine Entschlossenheit für Arroganz gehalten, doch nichts könnte ferner von der Wahrheit sein. Ich war ganz einfach nur ich selbst. Ich war darauf fokussiert, der beste Athlet zu sein, der ich nur sein konnte, egal, wie ich dabei herüberkam. Ich bin nie passiv. Alles, was ich tue, wird zuerst gut durchdacht, und dann handle ich. Ich lege sehr hohen Wert darauf, auf jedes erdenkliche Szenario vorbereitet zu sein, und dafür braucht man eine sehr gute Vorstellungskraft. Natürlich kann es zu unerwarteten Situationen kommen, auf die man nur reagieren kann. Die Notwendigkeit zu reagieren ist aber oft nur das Ergebnis unzulänglicher Planung. Wie gut man reagiert, hängt vom richtigen Training und von der eigenen Erfahrung ab, und diese Faktoren beeinflussen das Ergebnis. Als Athlet verlässt man sich auf seine Selbstdisziplin und seine Motivation, wieder aufzustehen und es noch einmal zu versuchen. Schon als junger Athlet war mir eine gute Vorbereitung immer sehr wichtig, und ich denke, das lässt sich sehr wohl auf die Rolle des Unternehmers übertragen.

Mathias Bihler: Das ist für mich und mein Unternehmen sehr ähnlich. Damit wir unsere Kunden bestmöglich unterstützen können, müssen wir genau wissen, worauf es ankommt, damit sie erfolgreich sind. Wir prüfen sorgfältig alle Projektvorgaben, und dann werden wir tätig. Und dennoch halten wir uns nicht immer an unsere ersten Ideen. Wir gehen vielmehr Schritt für Schritt vor und analysieren diverse Fertigungsszenarien. Wir suchen nach der besten Option, alle Bedürfnisse unseres Kunden zu erfüllen. Denn schließlich ist das unser Ziel. Nur wenn der Kunde erfolgreich ist, haben auch wir unsere Sache gut gemacht.

b on top: Inwiefern ist die eigene Motivation im Wettbewerb erfolgsentscheidend?

Bode Miller: Sie ist alles entscheidend. Meiner Meinung nach gibt es zwei Arten von Athleten. Der eine ist selbstmotiviert, will jedes Mal sein Bestes geben und sich mit jedem Rennen weiter verbessern. Auch wenn er nur den 5. Platz belegt, ist das für ihn die persönliche Bestleistung. Diese Art der Motivation lässt sich sehr gut ins Geschäftsleben übertragen. Sie müssen sich selbst einschätzen und selbstkritisch beurteilen, auch wenn das nicht immer einfach ist. Es erlaubt Ihnen allerdings, jeden Tag Ihr Bestes zu geben. Die zweite Art von Athlet: Er versucht einfach, sein Bestes zu geben und will nur gewinnen. Er konzentriert sich darauf, ein bestimmtes Rennen zu gewinnen oder eine bestimmte Person zu schlagen. Diese Art der Motivation gibt es auch im Geschäftsleben und kann zum Erfolg führen. Ich glaube aber, dass diese Art nur kurzfristigen Erfolg bringt und nicht ausreicht, um ein kontinuierlicher Innovator und Marktführer zu sein. Ich persönlich wollte jedes Mal aufs Neue alles geben und nicht nur das Mögliche, sondern sogar das Unmögliche erreichen. Ich wollte aus Situationen lernen und auf meiner Erfahrung weiter aufbauen. Das gibt einem die mentale Kraft, sich selbst noch stärker zu fordern. Wenn man nie mehr tut, als erforderlich ist, um seine Konkurrenten zu schlagen, dann erreicht man auch nie sein wahres Potenzial. Aber wenn man sich zu immer höheren Leistungen anspornt, dann ist alles möglich.

Mathias Bihler: Ganz meine Meinung. Man geht jeden Tag physisch und mental bis an die Grenze des Machbaren. Der Vorstellungskraft sind keine Grenzen gesetzt, und das eröffnet eine Welt neuer technischer Möglichkeiten. Als Unternehmen müssen wir unseren Kunden immer wieder beweisen, dass wir global wettbewerbsfähig sind. Es liegt an mir, unser Team zu motivieren, immer wieder neue Ideen zu entwickeln, die zu neuen und innovativen Technologien führen. Wir schauen uns ständig auch außerhalb unserer Kernmärkte nach neuen Fertigungsmethoden und Potenzialen um. Derzeit liegt der Schwerpunkt auf E-Mobilität und grünen Technologien. Unsere Innovationen müssen uns von unserem Mitbewerb abheben und unseren Kunden einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Das ist es, was mich antreibt und was mein Unternehmen voranbringt.

b on top: Herr Miller, haben Sie sich deshalb auch entschieden, sich dem Unternehmen Bomber Ski anzuschließen und die Bode Miller Produkte auf den Markt zu bringen?

Bode Miller: Genau. Meiner Meinung nach konzentriert sich die Forschung und Entwicklung im professionellen Skisport nur darauf, mit der Konkurrenz Schritt zu halten. Finanzielle Investitionen sind leider sehr begrenzt, und das behindert die Entwicklung neuer und innovativer Ausrüstungen. Es gibt zwar Techniker, die für die Qualität der Skier und Bindungen verantwortlich sind, nicht aber für Anpassungen und Verbesserungen. Die einzelnen Athleten und ihre technischen Supportteams müssen selbst sehen, wie sie ihre Ausrüstung wettbewerbsentscheidend optimieren können. Es gab zwar im Laufe der Jahre Entwicklungen, aber die waren sehr minimal. In den 1990er-Jahren wurden die Sidecuts der Skischuhe verändert, seither ist aber nicht mehr viel passiert. Seit 40 Jahren werden Skier beispielsweise aus denselben Materialien hergestellt, nämlich Faserverbund, Metall und Holz.

Mathias Bihler: Aber Sie wissen genau, wie man das Beste aus einem Ski herausholt. Von Ihrer Erfahrung und Ihrem Know-how kann nun die gesamte Leistung eines Skis profitieren – vom technischen Design bis hin zur Materialzusammensetzung. Ich denke, dass Ihre Entwicklungen erfolgreich sein werden. Sie werden die Performance junger Athleten künftig beeinflussen und das Skierlebnis insgesamt verbessern.

b on top: Inwieweit können Sie nun als Miteigentümer von Bomber Skis diese technischen Grenzen erweitern und überwinden, jetzt wo Sie von Einschränkungen frei sind?

Bode Miller: Die technischen Einschränkungen sind nicht die größte Herausforderung. Die Finanzierung ist immer noch ein Faktor. Ein Geschäftsmodell muss genauso innovativ sein wie seine Produkte. Denn letztlich diktiert die finanzielle Stärke die Regeln eines Unternehmens. Bomber Skis sind High-End-Skier, die für eine aggressive Leistung unter den verschiedensten Bedingungen konzipiert wurden und das Skierlebnis und die Sicherheit für Freizeitskifahrer verbessern. Der Ski darf nicht zu hart, aber auch nicht zu weich sein, und er muss stabil genug sein, um den Schnee zu greifen. Nur dann geben die Skier dem Skifahrer eine bessere Manövrierfähigkeit und damit auch eine bessere Kontrolle und mehr Sicherheit. In unserem Geschäftsmodell müssen wir jedes Jahr eine gewisse Anzahl von Skiern produzieren, und wir brauchen eine Geschäftsstrategie, die mehr Geld in das Unternehmen bringt, damit wir unsere Forschung und Entwicklung weiter ausbauen können. Also sagte ich: „Warum schaffen wir nicht einen neuen Geschäftsplan für den Skifahrer, der viel reist?“ Da kam uns die Idee mit unserem „Membership Program“, das unseren Kunden das ultimative Skierlebnis mit einer Ausrüstung von Bomber Ski ermöglicht und mit einem 5-Sterne-Service kombiniert, ganz gleich wo jemand Ski fahren möchte. Wir fangen damit an, Informationen über das skifahrerische Können und die Interessen eines Kunden zu sammeln. Wir kümmern uns um alles, und wenn unser Kunde ankommt, stehen drei verschiedene Paar Bomber-Skier für ihn bereit. Die Skier sind für die Bedingungen in der jeweiligen Skiregion richtig vorbereitet, und der Kunde kann alle drei Paare ausprobieren. Wenn er mit einem Paar nicht zufrieden ist, lässt er uns das über eine Mobil-App wissen, und am nächsten Tag werden ihm neue Skier geschickt. Weltweit arbeiten wir mit strategisch positionierten, zertifizierten Skigeschäften zusammen. Diese haben alle unsere Skimodelle vorrätig und liefern sie perfekt für die jeweiligen Verhältnisse präpariert an die Kunden. Je häufiger jemand mit uns Ski fährt, desto besser können wir sein Skierlebnis optimieren. Das ist ein völlig neues Konzept des Concierge Service. Wir stellen sicher, dass Ihre Zeit auf den Skiern sicher und entspannt ist und dass Sie Spaß haben.

Mathias Bihler: Nach einem ähnlichen Konzept arbeiten wir auch mit unseren Kunden. Je mehr wir über sie und ihre Anforderungen wissen, desto besser können wir unsere Produkte und Verfahren an ihre spezifischen Fertigungsanforderungen anpassen. Nachdem wir mit einem Unternehmen beispielsweise an mehreren Projekten zusammengearbeitet haben – und in einigen Fällen arbeiten wir schon seit über 55 Jahren mit einem Kunden zusammen – wissen wir genau, wie die Schlitten-, Vorschub- und Presseinheiten, die elektronische Steuerungseinheiten und Werkzeugkonfigurationen eingestellt sein müssen, um die spezifischen Anforderungen eines Kunden optimal zu erfüllen. Ich glaube, Ihr „Membership Program“ ist ein innovatives Geschäftsmodell im Skizirkus und wird großen Erfolg haben.

b on top: Herr Bihler, ein ähnlicher Austausch zwischen Ihren Produkten und Ihren Kunden findet ja auch in Ihrem Unternehmen statt. Inwiefern lassen sich Bihler-Maschinen im laufenden Betrieb anpassen und optimieren?

Mathias Bihler: Ja, wir arbeiten in offenen Dialogen sehr eng mit unseren Kunden zusammen. So können wir einander besser verstehen. Der Informationsaustausch geht in beide Richtungen. Bihler hat über 60 Jahre Erfahrung in der Fertigung. Dieses Know-how wurde von Generation zu Generation weitergegeben, nicht nur von Bihler-Mitarbeiter zu Bihler-Mitarbeiter, sondern auch an unsere Kunden. Wir haben ihnen vermittelt, wie man am besten mit unserer Technologie arbeitet. In der heutigen Welt des Instant Messaging sind wir direkt mit den Fertigungsprozessen unserer Kunden verbunden. Aktuell liegt der Fokus auf Digital Services – Industry 4.0. Damit können wir einen Produktionsablauf über digitale Schnittstellen in Echtzeit aus der Ferne überwachen und analysieren. Ziel ist es, den Zeitaufwand bei der Fehlerbehandlung drastisch zu reduzieren, indem man Lösungen schnell implementiert und so die Produktivität einer Maschine maximiert. Ein Beispiel hierfür ist die „Remote Diagnostic Assistance“ unserer Customer Support Division. Auf Wunsch unseres Kunden loggt sich ein Bihler-Servicetechniker via Internet in dessen Fertigungsprozess ein und beginnt sofort mit der Datenauswertung. Die Fehlersuche dauert möglicherweise nur wenige Minuten, und schon läuft die Anlage des Kunden wieder einwandfrei. Häufig wollen Kunden jetzt aber auch ihren gesamten Fertigungsprozess optimieren. Dann müssen unsere Mitarbeiter die Prozesse natürlich über einen längeren Zeitraum analysieren. Mit den gewonnenen Echtzeitdaten können wir genau sehen, wie Verbesserungen am besten implementiert werden können. Dieser Service steht unseren Kunden weltweit zur Verfügung.

Bode Miller: Einen solchen Informationsaustausch findet man im traditionellen Skisport nicht. In unserem Geschäftsmodell schätzen wir ein solches Feedback jedoch sehr. Es ist in der Tat sogar ausschlaggebend für unseren Erfolg. Wir geben unseren Kunden eine Menge Informationen über das Skifahren, und über diesen Dialog erhalten wir eine Menge Informationen zurück. Ein durchschnittlicher Kunde in unserem „Membership Program“ wird pro Jahr mindestens zehn verschiedene Skimodelle fahren, und wir erfahren, wie jedes dieser Modelle im Einsatz reagierte. Je besser wir unsere Kunden über die Wichtigkeit der Qualität ihrer Skier, die richtige Präparierung und die Auswirkung dieser beiden Faktoren auf ihr Skierlebnis insgesamt informieren, desto mehr werden sie die Vorteile unserer Produkte wertschätzen – dann sind wir beide erfolgreich.

b on top: Sie als Profi wissen, wovon Sie bei Ihren Rückmeldungen reden. Als Gelegenheitsskifahrer verwende ich aber vermutlich eine ganz falsche Terminologie. Ich rede vielleicht vom Grip und meine eigentlich etwas ganz anderes. Wie können Sie diese Informationen interpretieren?

Bode Miller: Als jemand, der sein ganzes Leben lang Ski gefahren ist, weiß ich genau, was ein Kunde mir erklären will. Das Feedback wird von der breiten Masse der Skifahrer kommen.

Das kann so simpel sein wie: „mit diesem Modell hatte ich viel Spaß“, oder „der Ski hat nicht das gebracht, was ich mir erhofft hatte“. Mit der Zeit bauen wir eine Datenbank an Informationen auf, die für sich selbst spricht. Kleine Nuancen, die nicht ins Schema passen, können natürlich immer auftreten, aber im Moment gibt es ganz einfach kein vergleichbares Geschäftsmodell.

b on top: Wie weit sind Sie mit Sensoren in Skiern, etwa wie in den Maschinen von Bihler, die Ihnen Rückmeldungen liefern?

Bode Miller: Wir integrieren Chips in unsere Skier. Die sind aktuell zwar noch nicht sehr ausgereift, aber sie speichern Kundeninformationen und Angaben über die Präparation. Wenn wir die Skier zurückbekommen, analysieren wir die gespeicherten Daten, z. B. die Vibration und die Reaktionszeit des Kunden in Bezug auf seine demographischen Daten und die Schneebedingungen vor Ort. Im Laufe der Zeit hilft uns das, besser zu verstehen, wie die Skier unter bestimmten Bedingungen reagieren. Das Ergebnis ist ein besserer, genauer individualisierter Service für alle Kunden in unserem „Membership Program“.

Mathias Bihler: Um noch einmal auf die Konstruktion und Entwicklung der Skier zurückzukommen – haben Sie schon über andere Materialien nachgedacht, zum Beispiel Kohlefaser? Da die Steifigkeit davon abhängt, wie Sie die Kohlefasern einarbeiten, können Sie vielleicht eine bessere Flexibilität und Stabilität erzielen. Wissen Sie, mein Vater war Segelflieger und arbeitete eng mit dem Hersteller zusammen, um die Flugleistung zu optimieren. Sie haben ständig experimentiert und machten da und dort Änderungen, um die Steifigkeit der Flügel zu verbessern und das Gewicht des Segelflugzeugs zu reduzieren sowie Reichweite und Geschwindigkeit zu steigern. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Konzept der Entwicklung von Skiern mit optimaler Performance sehr ähnlich ist.

Bode Miller: In der Ski-Welt gibt es so wenig Motivation, mit solchen Ideen zu experimentieren. Meines Wissens arbeiten nicht einmal die großen Skiausrüstungshersteller an so etwas. Sie sind zu sehr damit beschäftigt, ihren Marktanteil zu halten und Skier zu verkaufen. Sie reagieren nur, wenn etwas Neues auf den Markt kommt. Dann kommen sie plötzlich alle in Bewegung, um den verlorenen Boden wiedergutzumachen Ich will ja nicht zu negativ klingen, aber für mich als Athlet, der während seiner ganzen Karriere versuchte, seine Fähigkeiten zu verbessern, ist es frustrierend, wenn die Skihersteller nicht auch das gleiche Engagement zeigen. Natürlich gab es einige Entwicklungen, wie z. B. die Rocker Skis, die jetzt breiter sind. Allerdings ist die Technologie, mit der sie entwickelt wurden, nicht innovativ. Sie bauen nicht auf früheren Erfahrungen auf, um neues Wissen zu akkumulieren, und mit dieser Philosophie kann man keine innovativen Produkte schaffen. Für mich macht das keinen Sinn. So gehe ich nicht vor. Ich begrüße vielmehr die Gelegenheit, auf Freundschaften aufzubauen und Geschäftsbeziehungen mit Unternehmen einzugehen, die das gleiche Engagement haben und bestrebt sind, etwas Besseres zu schaffen. Als Mitglied des US-amerikanischen Ski-Teams hatte ich oft heftige Auseinandersetzungen mit Ausrüstungsherstellern. Für mich war das eine ganz persönliche Sache. Ich war es, der versuchte, der beste Skifahrer der Welt zu sein, der Tag für Tag trainierte und sein Leben riskierte, um seinen Job gut zu machen. Ich wollte mehr, ich erwartete mehr, aber ich wurde von ihrem Mangel an Engagement im Bereich der Forschung und Entwicklung enttäuscht. Ich wurde als Unruhestifter angesehen. Allerdings denke ich, dass das nicht die richtige Bezeichnung für jemanden ist, der einfach nur vorankommen und etwas verbessern will. Ich denke, so jemand ist ein Innovator, und deshalb arbeite ich mit Bomber Ski.

Mathias Bihler: Dennoch wurden Sie zu einem der besten Skifahrer der Welt. Das haben Sie mit Ihrem Engagement, Ihrer Selbstdisziplin und Ihrer eigenen Vision geschafft. Was würden Sie jungen Menschen heute mit auf den Weg geben?

Bode Miller: Ich würde ihnen sagen, dass es ganz einfach darum geht, sich selbst zu kennen. Entdecken Sie Ihre wahre Leidenschaft. Vor allem geht es um Vorstellungskraft, Ihre eigene Vision, die Sie antreiben wird. Sie selbst haben die Kontrolle, und das ist Ihre Motivation. Sie müssen visualisieren, wohin Sie wollen und was Sie erreichen wollen. Da gibt es keine Grenzen.

Mathias Bihler: Schon Einstein sagte: „Vorstellungskraft ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ Das ist wahr. Wenn ein Kunde uns ein neues Projekt vorstellt, brauchen wir Vorstellungskraft. Schließlich ist selbst unser über sechzigjähriges Bihler-Wissen und Know-how begrenzt. Nur wenn wir uns vorstellen können, was möglich wäre, können wir auf der Basis unseres Wissens Lösungen effektiv implementieren. Dazu braucht es Mut. Das ist Innovation. Das ist die Unternehmenskultur von Bihler und das treibt uns an. Bode Miller: Die Vorstellungskraft funktioniert nicht immer so, wie man meint. Zum einen ist sie konstant aktiv. Sie stellen sich vermutlich in diesem Moment irgendwelche Dinge vor. Ihr Unterbewusstsein ist immer aktiv. Sie müssen ihm nur den Respekt und die Nahrung geben, die es braucht, und es nicht einfach als Kinderkram abtun und es ignorieren. Man muss diesen Teil des Gehirns trainieren und erforschen. Dabei kann es sich auch um ganz einfache, alltägliche Dinge, beispielsweise im Haushalt, handeln. Es gibt immer Dinge, die man besser machen kann.

b on top: Sie haben in Ihrer langen und dynamischen Karriere eine Reihe von Höhepunkten gefeiert, aber auch Niederlagen und schwere Verletzungen hinnehmen müssen. Wie konnten Sie diese Situationen bewältigen?

Bode Miller: Ich habe Freude am Leben, immer. Ich bin Optimist. Ich versuche immer, eine gute Zeit zu haben und auch aus einer schlechten Situation das Beste zu machen. Eine verletzungsbedingte Ausfallzeit etwa betrachte ich als eine Gelegenheit, etwas zu tun, wofür ich normalerweise keine Zeit habe, zum Beispiel ein Buch zu lesen. Plötzlich werden die Prioritäten auf den Kopf gestellt, und man hat Zeit, andere Interessen zu verfolgen. Man kann als Person wachsen und nicht nur einseitig sein. Dass ich diesen Optimismus über all die Jahre und die vielen Verletzungen hinweg wahren konnte, hat wieder mit Selbstdisziplin und Entschlossenheit zu tun. Das habe ich jetzt schon öfters gesagt, aber ohne diese Eigenschaften ist man verloren.

b on top: Werden Sie weiterhin eine Karriere als professioneller Skirennfahrer verfolgen?

Bode Miller: Ich glaube nicht. Jetzt haben meine Kinder oberste Priorität, und ich konzentriere mich auf die Arbeit in meinem Unternehmen. Derzeit entwickeln wir eine neue Bindung. Ich habe die Prototypen schon letzte Saison getestet, aber die Reaktionszeit war viel zu langsam. Die Bindung und der Ski müssen wie eine synchronisierte Einheit reagieren und die Körperspannung sofort über die Skischuhe auf die Bindung und den Skier übertragen. Wenn das geschieht, ist alles perfekt. Ich glaube, dass das Bindungsdesign optimiert werden kann, aber dafür brauche ich einen strategischen Partner.

Mathias Bihler: Wir arbeiten gern mit Ihnen an diesen Ideen. Denn schließlich ist es unser Geschäft, innovative Lösungen für technische Herausforderungen zu finden. Wir könnten Ihr Design überprüfen, Empfehlungen aussprechen und Prototypen zum Testen bereitstellen. Ich würde gern mit Ihnen gemeinsam einen Testlauf machen. An solchen Herausforderungen arbeiten wir jeden Tag, und wir würden die Gelegenheit begrüßen, Ihre Produkte gemeinsam mit Ihnen weiterzuentwickeln. Wir verfügen über jede Menge Ressourcen, und es wäre mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu arbeiten.

Bode Miller: Das wäre großartig! Vielen Dank für Ihr Angebot. Das nehme ich sehr gern an!

Am 12. Oktober 1977 in Easton, New Hampshire, USA geboren, ist Bode Miller der erfolgreichste Skirennläufer seines Landes. Als einer der wenigen Allrounder unter den Fahrern gewann er in allen Disziplinen des alpinen Ski-Weltcups. Bei den Olympischen Winterspielen 2010 wurde Miller Olympiasieger in der Kombination. Auch vier Weltmeistertitel in den vier verschiedenen Disziplinen Kombination, Riesenslalom, Super-G und Abfahrt gewann er. Dazu kommen unter anderem fünf weitere olympische Medaillen, eine weitere Weltmeisterschaftsmedaille sowie Führungen in zwei Gesamt-Weltcups, ebenso wie mehrfache Gewinne in Super-G-Weltcups, im Kombinationsweltcup und im Riesenslalom-Weltcup. Bode Miller ist damit einer von nur fünf Skirennläufern, die in allen fünf alpinen Disziplinen Siege errangen, und bisher der einzige, dem dies in jeder Disziplin mindestens fünfmal gelang. Parallel zu seiner Skiläufer-Karriere begann Bode Miller, eigene Skier zu entwickeln, und ist heute Mitinhaber der Ski-Marke Bomber, die eigene High-End Skier herstellt und vertreibt. Bode Miller lebt heute mit seiner Familie bei Los Angeles in Kalifornien.

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