„Power, Leidenschaft und Performance verbinden“
Gleichgesinnter Innovationsträger
Innovationskraft, Dynamik, Einsatz und absoluter Wille – dafür stehen der DTM-Rennstall Abt und die gleichnamige Firma Abt Sportsline in Kempten. Ein Familienunternehmen mit großer Tradition auf dem Sprung in die Zukunft. Elektromobilität ergänzt heute das Portfolio des Mittelständlers, von der Rennserie bis zur Fertigung von E-Nutzfahrzeugen. Ebenso wie Bihler ist Abt mit Leistungswillen, Ideenreichtum und Leidenschaft ein echter Innovationsträger.
Mathias Bihler: Herr Abt, uns verbindet sehr viel. Die Kultur des Teams, wie man mit Menschen arbeitet, um hochmotiviert das Maximale zu erreichen. Gerade im Rennsport. Sie gehen an die Grenzen des technisch Machbaren, um gewinnen zu können.
Hans-Jürgen Abt: Genau, es liegt in unserer DNA, von der Rennstrecke auf die Straße zu gehen. Mein Vater hat das schon vorgelebt. Das ist unser Prinzip, seit 125 Jahren. Wir sind seit 70 Jahren aktiv im Motorsport unterwegs. Wir haben immer Motorsport betrieben, um Innovation zu zeigen. Aber auch, um die Mannschaften zu führen. Da geht es darum, im Rennsport abliefern zu müssen! Man arbeitet die Woche hart, um am Sonntag um 9.00 Uhr dann das Beste auf die Startaufstellung zu stellen. Das Team muss organisiert sein, das Material muss stimmen. Das ist eine Kette, ein gewachsener Prozess. Das muss man vorleben als Chef. Als Familienunternehmen, so wie ihr auch, kann man das besser zeigen. So hat man die Chance, aus dieser Struktur heraus überhaupt wirtschaftlich erfolgreich sein zu können.
Mathias Bihler: Die Kraft von Bihler sind die vielen hochqualifizierten Menschen, die sich mit dem Produkt identifizieren, um im globalen Wettbewerb siegen zu können. Unsere Kunden, das sind die Rennfahrer, die sich auch mit den internationalen Unternehmen messen müssen. Darum versuchen wir auch, das Maximum aus unseren Maschinen und den Prozessen zu holen. Der Prozess ist im Grunde das Feintuning, das wir machen, damit am Ende eines Prozesses mit einer hohen Produktivität qualitativ hochwertige Bauteile mit dem geringsten Materialeinsatz reproduzierbar gefertigt werden können. Aber wie gehen Sie mit dem Wandel um? Sie sind ja dem Verbrenner zugeordnet. Wir auch. Viele unserer Kunden produzieren Produkte, die im Verbrenner verbaut sind. Wir haben aber auch Lösungen entwickelt, die in Richtung E-Mobilität gehen, ob das zum Beispiel Busbars, I-pins, J-pins oder Hairpins sind.
Hans-Jürgen Abt: Da sind wir uns ja einig. Was die Transformation angeht, E-Mobilität, Brennstoffzellen – das fordert die Automobilindustrie. Wir sind jetzt für Bosch im Wasserstoffbereich an einer Entwicklung beteiligt, die auf der Nutzfahrzeuge IAA vorgestellt wird. Bei diesen Dingen ist unser Vorgehen, auf Komponenten zurückzugreifen. Wir müssen es nicht selbst fertig produzieren. Unsere Aufgabe ist das Engineering, wir lassen dann fertigen. Dafür haben wir 70 Ingenieure, Softwarespezialisten und Kapazitäten im Management. Wir sind im Prototypenbereich dabei, bauen Vorserien. So ist unser Geschäftsmodell auch in unserem Kerngeschäft aufgebaut. Wir kommen ja von der Veredelung. Wir gehen beispielsweise vom Grundsatz Audi aus. Wir modifizieren ihn dann noch mal, bringen ihn in eine andere Dimension, machen Sonderserien mit limitierter Stückzahl daraus. Die sind meist dann auch ausverkauft. Denn jeder will ein limitiertes Auto haben. Ein Geschäftsmodell mit rund 100 Millionen Euro Umsatz im Jahr bei 250 Mitarbeitern. Wichtig ist uns, wir wollen nicht abhängig sein. So sind wir krisenunabhängig. Unsere Stärke sind die Schnelligkeit, die Effizienz und damit sind wir auch wirtschaftlicher. Auch gerade im Bereich der Elektromobilität, da sind wir seit 2009 als Firma Abt E-Line aktiv. Wir entwickelten beispielsweise für VW einen kompletten Antriebsstrang. Das war der erste Einstieg von VW-Nutzfahrzeugen in die E-Mobilität. Auch der Abt T6 Bus war für uns spannend – 4.500 Autos zu bauen. Jetzt sind wir dran, eine Batterie selbst zu entwickeln.
"Wir haben immer Motorsport betrieben, um Innovation zu zeigen. E-Mobilität wird ein wichtiges Standbein sein. Es wird sich weiterentwickeln. Da wollen wir mit unserem Produkt partizipieren und dabei sein."
Hans-Jürgen Abt
Mathias Bihler: Für uns ist die Maschine die Plattform. Dann entwickeln wir die Prozesse spezifisch für den Kunden. Wir versuchen immer, verfahrenstechnisch neue Wege zu beschreiten, um uns weiterentwickeln zu können und um dem Kunden einen Nutzen zu bieten – analog zum Tunen eines Fahrzeuges. Das ist die Präzision wie auch bei Ihnen im Fahrzeug, da muss alles optimal abgestimmt sein. Kommen wir zurück auf Ihr Engagement im Motorsport. Welche Erfahrungen ziehen Sie aus der Formel E?
"Der Prozess ist im Grund das Feintuning, das wir machen, damit am Ende eines Prozesses qualitativ hochwertige Bauteile mit dem geringsten Materialeinsatz reproduzierbar gefertigt werden können."
Mathias Bihler
Hans-Jürgen Abt: Unser Credo ist es, wenn wir was auf der Straße entwickeln, dass wir es dann auch im Renngeschäft publizieren. Damit man das Gefühl bekommt, dass man es versteht. Wir waren Gründungsmitglied der E-Rennserie. Wenn wir Rennsport machen, dann machen wir auch ein Produkt, so haben wir die E-Line gegründet. Mit unserem E-Rennsport waren wir sehr erfolgreich, haben die Weltmeisterschaft gewonnen. Unsere technologische Erkenntnis ist: Energiemanagement, Temperatur und die Effizienz in der E-Mobilität sind das Entscheidende. Jeder spricht von Reichweite, von Leistung. Wichtig ist der Verbrauch. Bei der Rennserie wird man genau an diesen Eckpunkten gemessen. Das Ziel ist es dann natürlich auch, dass wir die Ingenieure mit den Erkenntnissen aus dem Rennbetrieb in die Serie abholen können. Man hat da super Synergieeffekte im Haus. Erst haben wir den E-Motorsport allein gemacht. Dann als Audi-Werksteam. Jetzt sind wir gerade dabei, wieder alleine, als Privatteam in die E-Rennserie einzusteigen. Wir sind gut vorbereitet. Die Serie entwickelt sich immer weiter. Wir sind das erfolgreichste Team in dieser Rennserie nach sieben Jahren. Da geht es nicht um den Geruch von Benzin, sondern um die sportliche Ambition. Man kann Sport und Technologie zeigen. Die E-Mobilität wird sich weiterentwickeln. Es wird nicht nur E-Mobilität geben, aber sie wird ein wichtiges Standbein sein. Da wollen wir mit unserem Produkt partizipieren und dabei sein. Wir haben das Standbein Verbrenner, wir haben das Standbein E-Mobilität, wir werden den Bereich Wasserstoff aufbauen – als Innovationsfirma. So nennen wir uns. Darum gehört aber auch für uns der Motorsport dazu. So leben wir unser Leben!
Abt Sportsline
Aus einer Schmiede für Pferdefuhrwerke entstand ein weltweit tätiges innovatives Unternehmen der Mobilitätsbranche und Aushängeschild der Allgäuer Wirtschaft. Vor 125 Jahren begann die Erfolgsgeschichte des familiengeführten deutschen Unternehmens Abt mit Sitz in Kempten. Zum Leistungsspektrum gehören Engineering, Motorrennsport und Fahrzeugtuning für Fahrzeuge der Hersteller Audi, Seat, Škoda, Cupra und Volkswagen. Abt ist in der DTM, der Formel E sowie in der Extrem E-Serie aktiv. Seit 2009 ist Abt zudem mit seiner Abt E-Line im Bereich der Elektromobilität aktiv. Geschäftsführender Gesellschafter ist Hans-Jürgen Abt (59).